"Zwei Besuche aus Donzenac" Aufenthalt
von Anne-Marie Huguet aus Donzenac Um nach dem
Abitur auch während des Architekturstudiums weiterhin die deutsche Sprache und
nicht Englisch, wie üblich, studieren zu können, mußte sich Anne-Marie
ernsthaft mit ihrer Hochschulleitung auseinandersetzen, und sie war erfolgreich.
Konsequenterweise wollte sie auch gerne ihr diesjähriges Pflichtpraktikum im
Bereich Bauwirtschaft in Deutschland absolvieren und richtete eine Anfrage an
unsere Stadt, die sie bereits im vergangenen Jahr zusammen mit einer
Besuchsdelegation kennen gelernt hatte. Bürgermeister Anton Seitz war gerne
behilflich und fand beim Architekturbüro Hochreiter & Lechner in
Gunzenhausen eine Praktikantenstelle, wo sie dann vom 22. Mai bis 13. Juli mit
großer Freude arbeitete und ihr Wissen in vielen interessanten Projekten
erweitern konnte. Während
dieser Zeit war Anne-Marie bei unterschiedlichen Familien untergebracht und
lernte nicht nur das deutsche Familienleben kennen, sondern in vielen
Unternehmungen auch die nähere und weitere Umgebung. Wegen der ungünstigen
Verbindungen nach Gunzenhausen war für sie für den gesamten Zeitraum ein
„Taxi-Service“ organisiert worden. Der Firma
Hochreiter & Lechner und ihren Mitarbeitern, allen Familien, die sie
aufgenommen haben und allen Personen, die Anne-Marie nach Gunzenhausen
mitgenommen oder sie dort abgeholt haben sowie dem Gartenbauverein für die
Einladung zur Fahrt in den Spessart ein herzliches Dankeschön! Danach
befragt, was sie denn am meisten bei uns beeindruckt habe, meinte sie, daß wir
in Sachen Ökologie Frankreich weit voraus seien. Daß jede Woche ein Lastwagen
angefahren kommt und entweder Säcke abholt oder die ganz unterschiedlich gefüllten
Tonnen leert, hat sie als überzeugte Umweltschützerin fasziniert (in
Frankreich kennt man nur eine Entsorgung für Glas und Blech). Mit der Ermöglichung
dieses Praktikums wurde erstmals die heimische Wirtschaft in die Partnerschaft
mit Donzenac einbezogen und damit eine neue, interessante Ebene erreicht. Es wäre
eine Bereicherung, wenn die eingeschlagene Richtung weiter verfolgt werden könnte,
um jungen Menschen nicht nur die deutsche Kultur näher zu bringen, sondern über
die Grenzen hinweg auch Perspektiven geben zu können. Besuch
einer Jugendgruppe aus Donzenac In der
Woche vom 9. bis 15. Juli hatte die Kinderzahl in den Straßen
Wolframs-Eschenbach sprunghaft zugenommen: 39 Jugendliche aus Donzenac und
Umgebung im Alter von 8 bis 16 Jahren samt 6 Begleitpersonen waren auf Einladung
der Schule „zu Gast bei Freunden“ – das Endspiel ihrer französischen
Nationalmannschaft erlebten sie gleich nach ihrem Eintreffen auf einer
Großleinwand im Gasthof Sonne. Das von
Rektor Gerald Wißgott organisierte Treffen bot den Schülern ein
abwechslungsreiches Programm mit Ausflügen in das Fränkische Seenland
(Altmühlsee, Brombachsee mit Rundfahrt und anschließendem Baden im See), nach
Nürnberg (Tierpark und Stadtrundgang) und nach Bad Windsheim (Freilandmuseum)
und vielen unterschiedlichen spielerischen oder sportlichen Aktivitäten in und
außerhalb der Schule. An den meisten Ausflügen nahmen auch deutsche Schüler
teil. Die
schulischen Aktivitäten wurden alle in gemischtsprachlichen Gruppen
durchgeführt. Das wichtigste Anliegen von Gerald Wißgott, die Kinder durch
gemeinschaftliche Unternehmungen zusammenzuführen und ihnen die Scheu
voreinander zu nehmen, war sehr schnell erreicht. Dazu beigetragen haben auch
die privaten Einladungen der Jugendlichen an zwei Abenden in die Familien zum
Abendessen, die besser als alle Worte einen Eindruck über uns vermitteln. Dass
die französischen Kinder alle ab dem 8. Lebensjahr Englisch lernen, war eine
zusätzliche Hilfestellung bei der Verständigung. Der
Elternbeirat hatte für den Freitagabend ein Abschiedsessen bei der Schule
organisiert. Wie schon während der gesamten Woche spielte das Wetter auch an
diesem Abend mit und trug zu einem fröhlichen Abend bei bester Verpflegung bei.
Die anschließende „Party“ im Saal des Sportheims unter reger Beteiligung
der deutschen Kinder begann mit einem vom Bürgermeister spendierten Eis und
endete mit vielen Tränen, heißen Küssen und endlosen Verabschiedungen hin und
her durch das Lokal. Zeugen dieses Abends bis nach Mitternacht waren überzeugt
vom überwältigenden Erfolg dieses Besuchs – die Gefühle füreinander waren
geweckt und „Frankreich“ oder „Deutschland“ waren keine Worthülsen
mehr, sondern mit Menschen und Erfahrungen gefüllt. Allen, die
zum Gelingen dieses Besuchs beigetragen haben, den einladenden Familien, den
Pächtern des Sportheim samt Schützen für Überlassung und Herrichtung des
Saals und vor allen dem Gasthof Sonne (Unterbringung der Buben) und der Pension
Seitz (Unterbringung der Mädchen) für ihre Großzügigkeit und Toleranz im
Umgang mit den Kindern ganz herzlichen Dank! Eine der
Begleitpersonen der Jugendlichen war Simone Chevalier, vielen Bürgern von
Wolframs-Eschenbach auch außerhalb des Partnerschaftskreises bekannt, die von
Beginn der partnerschaftlichen Beziehungen an alle Austauschaktivitäten hüben
wie drüben mit organisiert und begleitet hat und eine unverzichtbare Säule der
Partnerschaft ist. Mit ruhiger Gelassenheit hat sie Betreuer und Kinder
unterstützt und auch schon mal nächtens „die weiße Frau“ vertrieben, die
in der Pension Seitz ihr Unwesen trieb. Ingeborg Knaack |