"Partnerschaft mit Riche, Lothringen" Der
aufmerksame Besucher Donzenacs wird auf den Schildern an den Ortseingängen, mit
denen auf die Partnerschaft mit Wolframs-Eschenbach hingewiesen wird, auch den
Ortsnamen „Riche“ aufgeführt lesen, und im Ort selbst erinnert eine
Gedenktafel an die ungewöhnliche Verbindung mit diesem Ort. Riche ist
auch heute noch ein kleiner Ort mit nur 130 Einwohnern in Lothringen, das
zusammen mit dem Elsaß bei Kriegsbeginn von den Deutschen besetztes Gebiet war
und zielstrebig „germanisiert“ wurde. Als Amtsprache wurde Deutsch eingeführt,
und auch in der Schule durfte nur noch in deutscher Sprache unterrichtet werden.
Die Bevölkerung hatte zwei Möglichkeiten: sich anzupassen oder die Heimat zu
verlassen. 430.000 Menschen dieser Gebiete wurden deportiert, unter ihnen auch
am 21. November 1940 die kleine, ca. 50 Personen umfassende Dorfgemeinschaft von
Riche, samt Pfarrer und Lehrerin. Nur wenige Alte und Schwache und einige
Bahnangestellte (im Dienste der Deutschen) blieben zurück. Die
beschwerliche mehrtägige Reise im Zug in den freien Teil Frankreichs endete in
Donzenac, wo die gesamte Dorfgemeinschaft bis zum Kriegsende aufgenommen wurde,
also ganze fünf Jahre. Sehr schnell wurde die „Lothringer Schule“ gegründet,
in der die Kinder aus Riche von ihrer noch heute unvergessenen Lehrerin und dem
mitgereisten Pfarrer unterrichtet wurden. Nach Kriegsende kehrten die meisten
wieder in die Heimat zurück, unter ihnen auch 12 Kinder, in deren
Geburtsurkunde Donzenac steht. Einige Bürger aus Riche sind aber auch in
Donzenac sesshaft geworden. Der heutige
Bürgermeister von Riche hat als Fünfjähriger die Deportation miterlebt und
sich bis heute sehr emotionale Eindrücke an die näheren Umstände bewahrt. Mit
Stolz hält er die Erinnerung an die mutige Elterngeneration wach.
Die beiden
Gemeinden Donzenac und Riche sind durch die gemeinsam durchlittenen Kriegsjahre
bis heute eng miteinander verbunden. Im Jahre 2003 wurde in einer feierlichen
Zeremonie eine Gedenktafel enthüllt, und im Jahre 2005 gingen die beiden
Gemeinden eine Partnerschaft mit viel Symbolcharakter ein, die natürlich ohne
sprachliche Barrieren gepflegt werden kann. Ingeborg Knaack |