Beitrag im Amtsblatt 2006-01 der Stadt: "Donzenac"
Unsere
Partnerstadt Donzenac liegt in unserem Nachbarland Frankreich zwischen dem
Massif Central im Osten und dem Aquitanischen Becken im Westen. Die Hügellandschaften
und die durch ein dichtes Netz an Wasserläufen geformten Täler wurden schon
sehr früh von Menschen bewirtschaftet (Terrassenanbau, trockengelegte Ebenen
und dörfliche Ansiedlungen). Steinzeitliche Funde in Donzenac belegen die
Besiedlung des Verwaltungsbezirks bereits seit der Steinzeit.
Die Ortsnamen Donzenac und Allassac (Nachbargemeinde) sind Zeugen der gallo-römischen
Besatzung dieser Gegend. Römische oder lateinische Eigennamen wurden mit dem
Zusatz „-acum“ versehen, was soviel bedeutet wie „Grundbesitz von“.
Donzenac war demnach in jener Zeit das Besitztum eines Römers mit Namen
Domitianus.
Im Mittelalter stand die kleine Stadt in voller Blüte. Die Gegend um Donzenac
strukturierte sich durch die Festlegung von Pfarreigrenzen und war im Besitz
heute noch namentlich bekannter Familien, die davon profitierten, daß der Anbau
von Wein schnell zu Bargeld zu machen war. Die besondere Lage der Stadt mit
ihren nach Süden und nach Südosten abfallenden Hängen war hervorragend für
die Weinkultur geeignet, die bis 1869, dem Ausbruch der Reblausepidemie, den
Wohlstand Donzenacs sicherte.
Der ökonomische und kulturelle Reichtum der Gegend um Donzenac rührte zum
einen von einem noch aus der Römerzeit stammenden Kommunikationsnetz und später
dem Handelsweg Paris -Toulouse, einem der wichtigsten Nord-Süd-Routen des Königreichs,
der die Gegend über die Jahrhunderte mit technischer Innovation, Künsten und
auch neuen Dogmen versorgte. Viele Reisende zogen durch die Stadt, auch die
Pilger auf ihrem Weg nach Saint-Jacque-de-Compostella. Der Name der Straße
„Route Royale“ (königliche Straße) in Donzenac erinnert noch heute an den
Durchzug von König Ludwig dem XI im Jahre 1463.
Die erste Erwähnung des Schiefers der Gegend, einer weiteren wichtigen
Einnahmequelle, stammt aus dem 17. Jahrhundert, der Abbau wurde aber bereits
seit dem frühen Mittelalter betrieben. Im Zuge der späteren industriellen
Entwicklung hatten sich die Schiefersteinbrüche im Limousin rasch entwickelt
und große Bedeutung erlangt, allen voran der Steinbruch von Travassac, ganz in
der Nähe von Donzenac (den viele Besucher aus Wolframs-Eschenbach bereits
besichtigt haben).
Die vielen Kriege über die Jahrhunderte hinweg haben auch Donzenac nicht
verschont. Schlimmer noch als durch den Hundertjährigen Krieg im 14. und 15.
Jahrhundert wurde die Gegend durch die Religionskriege im 16. Jahrhundert
heimgesucht. Hunderte von Toten verloren in den beiden Weltkriegen ihr Leben.
Die Schiefersteinbrüche, die Kultur des
Primeur-Weins (resistente amerikanische Sorten in weit geringerem Umfang als früher),
die Eisenbahn und die Nationalstraße 20 brachten seit Anfang des 20.
Jahrhunderts eine Erneuerung des ökonomischen Erfolgs.
Der aufwendige Abbau des Schiefers und die mit viel Handarbeit verbundene
Herstellung der Dachziegel sind heute kaum noch bezahlbar und führte in den
letzten Jahrzehnten weitgehend zur Stillegung der Schiefersteinbrüche. Die
Landwirtschaft behauptet sich mit Primeur-Wein, Tabak, Nüssen, Obst (überwiegend
Äpfel) und in der Ebene mit Korbweiden für Möbel sowie der Zucht von Rindern
und Pferden.
Die insgesamt strukturschwache Region profitiert
heute von der Anbindung an die erst in den letzten Jahren fertiggestellte
Autobahn von Paris in den Süden Frankreichs, für die im Limousin zur Unterstützung
der Region keine Autobahngebühren erhoben werden. Man erhofft sich dadurch auch
eine noch bessere Entwicklung des Tourismus in einer reizvollen Landschaft, mit
historischen Städten, romantischen Flußtälern, großartigen Naturschönheiten,
gewaltigen Höhlen und vielen attraktiven Sehenswürdigkeiten.
Ingeborg
Knaack
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